Der Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit

Der Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit

Dokumentarfilm über die Verfolgung der „Prinzipienleute“ in der Tschechoslowakei (1974)

Vor fünfzig Jahren wurde unsere Glaubensgemeinschaft von den kommunistischen Behörden massiv verfolgt. Im Juli 1974 begann der politisch motivierte Prozess gegen die so genannten „Prinzipienleute“. Dieser Name wurde von den Kommunisten verwendet, da die Vereinigungskirche amtlich nicht existierte.  Das endgültige Urteil des Obersten Gerichtshofs der Slowakei wurde am 10. Oktober 1974 verkündet. Von 38 Mitgliedern, die in mehreren Verfahren vor den Richtern standen, wurden 28 wegen versuchter Subversion (Umsturz des Staates) ins Gefängnis geschickt. Sie verbüßten insgesamt mehr als 50 Jahre in verschiedenen Gefängnissen.

Das Drama, das sich damals abspielte, schien es wert, für die Geschichte festgehalten zu werden. So beschloss die Historikerin und Journalistin Barbara Grabner (Mission Butterfly, Kains Kinder), gemeinsam mit ihrem Mann Miloš Klas, einen Dokumentarfilm zu produzieren. Gänzlich unerfahren auf diesem Sektor wandten sich das Ehepaar an das Institut für Nationales Gedächtnis (UPN). Es fanden mehrere Treffen mit Experten statt, aber sie zögerten, die Aufgabe zu übernehmen. Nach einigen Wochen wurde klar, dass sie weder Budget noch Personal dafür frei machen konnten (oder wollten).

Doch das Ehepaar gab nicht auf. „Da wir Veranstaltungen zum Jahrestag der Verurteilung planten, beschlossen wir, selber einen Dokumentarfilm zu produzieren“, erklärt Barbara Grabner. „Ohne praktische Erfahrung war das eine große Herausforderung. Wir haben verzweifelt nach Alternativen gesucht.“ Unterstützung kam dann von Tony Cook, der über die nötige Ausrüstung, technisches Know-how und Erfahrung verfügt. „Wie man ein Drehbuch schreibt, wenn man das noch nie gemacht hat, war eine weitere Herausforderung. Also schaute ich mir ähnliche Dokumentarfilme an und machte mir Notizen zu Details. Tony unterstützte mich dabei.“ Glücklicherweise fand sich ein Sponsor: die (bescheidenen) Kosten wurden vom der slowakischen FFWP übernommen.

Vom Frühjahr bis zum Herbst 2024 wurde die Produktion Schritt für Schritt vorangetrieben. Unerwarteterweise waren einige der damals Verfolgten nicht bereit, ein Interview zu geben. „Einige wollten die Angelegenheit überhaupt ruhenlassen. Ratlosigkeit und Entmutigung überkam uns.“ Einige Freiwillige gab es doch:  Alžbeta Danišková, die erste Kirchenleiterin, die eine fast fünfjährige Haftstrafe verbüßen musste, lud das Kamerateam in ihr Haus. An den Rollstuhl gefesselt war es für sie eine doppelte Belastung, über die Ereignisse zu berichten, zumal ihre beste Freundin Marie Živná in der Untersuchungshaft gestorben ist.

Erfreulicherweise gewährten der mutige Verteidiger Dr. Štefan Detvai und Dr. Ľubomír Morbacher, ein Historiker des Instituts für Nationales Gedächtnis (UPN), ausführliche Interviews. So wurden mehrere Interviews gefilmt, historische Bilder und Dokumente gesammelt und archiviert, um sie für künftige Projekte bereitzustellen. Diese Arbeit wurde größtenteils von Miloš Klas erledigt, der damals ebenfalls inhaftiert war.  „Ein besonderes Erlebnis war es für mich, die Fotos der verurteilten Mitglieder zu sehen – so junge und hoffnungsvolle Gesichter. Sie auf dem Bildschirm zu sehen, hat mich tief bewegt“, erinnert sich Tony Cook.

Eine weitere Herausforderung für das Team bestand darin, die besten Drehorte zu finden. Das Haus, in dem die erste Missionarin Emilie Steberl lebte, existiert noch und wurde im Film verewigt. Ein historisches Objekt ist auch der Kastanienbaum im Horský Park in Bratislava. Dort fanden geheime Treffen statt, meist im Dunkel der Nacht oder am frühen Morgen, um der polizeilichen Beobachtung zu entgehen. Leider wurde ein wichtiger Treffpunkt vor einigen Jahren abgerissen – ein Haus mit großem Garten, welches der zweiten Kirchenleiterin Margita Vrábelová gehörte.

Ende September wurde in aller Eile ein Trailer produziert für die Vernissage der Ausstellung über die Verfolgung in der UPF Peace Embassy am 2. Oktober 2025. Obwohl relativ kurz, war das Publikum (70 Leute) beeindruckt. Die von Tony Cook erfundene Einleitung mit dem roten Banner und die markante Melodie zog die Betrachter in den Bann. „Das positive Echo hat uns dazu bewogen, den Dokumentarfilm in kürzester Zeit zu realisieren“, erinnert sich Barbara Grabner. Am 10. Oktober wurde der Film bei einer Gedenkveranstaltung dem Publikum (50 Leute) gezeigt. Anfang Dezember wurde er nach mühsamen Korrekturen und Ergänzungen im Institut für Nationales Gedächtnis ausgewählten Experten vorgeführt.

Da die Slowakei ein eher kleines Land ist, wurde beschlossen, eine englische Version zu produzieren. Diese ist nun auf Youtube für Mitglieder und Freunde rund um den Globus verfügbar.

Link: https://youtu.be/Ca1XuBawznM?si=91G2nOXvXHYHRpwz

Dokumentarfilm Der Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit, Länge 30 Minuten. Drehbuch: Barbara Grabner. Kamera: Anthony Cook. Technischer Assistent: Miloš Klas, produziert in Bratislava, 2024.