3. Die verborgene Dimension der Geschichte

3. Die verborgene Dimension der Geschichte

Die Wiederherstellung der Menschheit

Es verursachte Gott großes Leid zu erleben, wie sich Seine Kinder von Ihm abwandten und in Sünde und Ignoranz verfielen. Nach dem Fall hätte Er sich deshalb dazu entschließen können, die Menschen zu vernichten, tat es jedoch nicht. Stattdessen entschied sich Gott – von Seinem elterlichen Herz der Liebe geleitet – die Menschheit in ihre ursprüngliche Position wiederherzustellen. Es war eine Aufgabe, die sich als ungeheuer schwer und scheinbar endlos lang herausstellen sollte.

Die Antwort auf die Frage, warum Gott nicht eingriff, um den Fall zu verhindern, steht in Zusammenhang mit der menschlichen Freiheit. Gott gab den Menschen das Geschenk der Freiheit, so dass wir Ihm aus freiem Willen in Liebe erwidern können. Freiheit ist immer verbunden mit Verantwortung. Gott gab den Menschen einen Teil der Verantwortung, den nur sie allein erfüllen können.

Manche denken, dass Gott die menschliche Geschichte kontrolliert. Aber Tatsache ist, dass der Fortschritt in der menschlichen Geschichte davon abhängt, inwieweit wir unseren Teil der Verantwortung erfüllen. Gottes Gnade steht uns ständig zur Verfügung. Gottes Herz sehnt sich danach, alle Seine Kinder zu erlösen. Aber weil die Menschen sich von Gott trennten, liegt es an uns, zu Gott zurückzukehren.

Warum ist dann Gottes Ideal noch nicht verwirklicht worden? Tatsächlich wollte Gott mit dem Entsenden des Messias und der Erlösung der Menschheit nicht warten. Jedoch war sorgfältige Vorbereitung nötig, damit die Menschen den Messias empfangen würden. Ohne entsprechende Vorbereitung wird der Messias von seinen Zeitgenossen nicht verstanden und akzeptiert werden.

Die Menschheit hat die ernsten Konsequenzen des Falles nie vollständig verstanden. Satan riss die Position Gottes an sich. Unbewusst folgen die Leute dem Wort Satans und handeln auf selbstbezogene Art und Weise, im Großen wie im Kleinen, auf weltweiter Ebene wie auch im persönlichen Bereich. Selbstzentrierte Liebe ist so stark im menschlichen Leben verwurzelt, dass es erforderlich ist, sich gegen die Lebensweise der Welt zu stellen, um sich davon zu trennen. Auf jeder Ebene wird man auf Widerstand treffen, ganz abgesehen vom inneren Kampf, der nötig ist, um in einer Welt des Bösen dauerhaft Gutes zu praktizieren. Außerdem besteht Satan gegenüber Gott auf seinen Eigentumsrechten bezüglich der gesamten Menschheit, welche Gott im Prinzip nicht verneinen kann. Deshalb ist der Weg der Erlösung ein Weg der Selbstverleugnung und des Sich-Selbst-Opferns. Daher sagte Jesus: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Mt 16,24-25)

 

Die Aufgabe des Messias

Die verborgene Dimension der Geschichte ist also Gottes Vorsehung der Wiederherstellung oder Neuschöpfung. Sein Plan und Sein Wirken zielen darauf ab, die Menschheit wiederherzustellen und Seine ideale Welt, wie Er sie ursprünglich beabsichtigt hatte, zu errichten. Die Kernpunkte dieses Planes sind, dass Gott den Messias sendet, sobald die Menschen die notwendigen Vorbereitungen erfüllt haben, und dass die Menschen den Messias bei seiner Ankunft annehmen und mit ihm zusammenarbeiten.

Der Messias, der wie Adam und Eva sündenlos geboren wird, kommt als der „zweite Adam“, um die vollständige und vollkommene Liebe Gottes zu offenbaren, was der erste Adam nicht erfüllen konnte. Als Resultat des Falles verlor der Mensch das Bewusstsein um die Liebe Gottes und wurde von der selbstbezogenen, falschen Liebe des Erzengels beherrscht. Deswegen sagt die Bibel, dass Satan, der Urheber des selbstbezogenen Denkens der Menschen, der Herrscher dieser Welt (Joh 12,31) ist. Der Messias kommt, um die Herrschaft Satans zu beenden, uns vom Bösen und der Selbstbezogenheit zu befreien und Gottes Königreich zu errichten.

Das Verwirklichen von Gottes Ideal der wahren Liebe basiert auf der Erfüllung der Drei Großen Segen (Gen 1,28). Nachdem die ersten menschlichen Vorfahren sündigten und somit keine wahre Familie errichten konnten, ist es Gottes Wunsch gewesen, einen wahren Mann und eine wahre Frau zu finden, die Sein Ideal verwirklichen und auf diese Weise das erreichen, was Adam und Eva nicht erreichen konnten. Als neuer Adam hat der Messias ebenfalls die Aufgabe, die Drei Großen Segen zu verwirklichen (erklärt im ersten Teil Der Zweck des Lebens), indem er mit Gott eins wird und eine ideale Familie als Grundlage für eine ideale Gesellschaft, Nation und Welt errichtet.

Als Begründer der ersten idealen Familie nennen wir den Messias und seine Braut Wahre Eltern. Die Wahren Eltern werden eine neue, sündenfreie Erblinie errichten. Indem sich Männer und Frauen mit den Wahren Eltern verbinden, können sie sich von Satan trennen und in die neue Erblinie eingepfropft werden, die nichts mit dem Fall zu tun hat. Alle Menschen werden dann ebenfalls in der Lage sein, die Drei Großen Segen zu erfüllen.

 

Das Fundament für den Messias

Es ist Gottes Versprechen und Seine Verantwortung, den Messias zu senden, aber es ist die Verantwortung des Menschen, bestimmte Bedingungen in Vorbereitung auf das Kommen des Messias zu erfüllen. Diese Bedingungen der Wiederherstellung durch Wiedergutmachung sind notwendig, um das Versagen der ersten menschlichen Vorfahren zu korrigieren.

Nach dem Fall fing Gott sofort an, in Adams Familie zu wirken, um ein Fundament zu errichten, auf dem Er den Messias senden konnte. Wenn Adam und Eva an Gottes Wort geglaubt und Sein Gebot befolgt hätten, wären sie zu wahren Kindern Gottes herangereift. Aber Adam und Eva fehlte der Glaube und sie trennten sich von Gott. Daher muss ein anderer dieses Versagen umkehren, indem er absoluten Glauben an Gottes Wort zeigt (das Göttliche Prinzip nennt dies ein Glaubensfundament errichten). Dieses Fundament muss von Einzelpersonen, Familien, Stämmen und Nationen errichtet werden.

Hätten die ersten menschlichen Vorfahren ihre volle Reife erreicht, hätten sie die Herrschaft über alle geschaffenen Wesen, einschließlich des Erzengels, erlangt. Adam und Eva erlagen jedoch der Versuchung des Erzengels und erlaubten ihm damit, die Herrschaft über sie zu übernehmen. Die Motivation und der Prozess des Falles müssen umgekehrt werden und die korrekte Herrschaftsordnung muss als Bedingung dafür wiederhergestellt werden, dass Gott den Messias senden kann (das Göttliche Prinzip bezeichnet dies als substantielles Fundament). Um dieses Fundament zu errichten, stellt Gott jemanden in die Position Luzifers (der der Ältere war) und jemanden in die Position Adams (der der Jüngere war). Damit sie bedingungsweise die ordnungsgemäße Beziehung zwischen Adam und dem Erzengel wiederherstellen, müssen diese beiden ihre Positionen umkehren, wobei der Ältere, der Luzifer repräsentiert, dem Jüngeren, der Adam repräsentiert, dient.

Kain und Abel, die Söhne Adams, standen in diesen Positionen. Kain, der Ältere, war in der Position Luzifers, und Abel, der Jüngere, in der Position Adams. Abel zeigte Glauben an Gott, indem er das Beste seiner Herde opferte, und Gott nahm sein Opfer an. Aber als Kain ein Opfer der Früchte des Feldes darbrachte, wies Gott es zurück, worüber Kain sehr erzürnt war (Gen 4,3-5). Es war Kains Verantwortung, die gleichen Gefühle, die Luzifer fühlte, zu überwinden und Gottes Liebe und Willen durch Abel anzunehmen. Dies hätte die Positionen von Älterem und Jüngerem umgekehrt und symbolisiert, dass Adam über den Erzengel hinauswächst und die richtige Ordnung in seiner Beziehung mit Luzifer errichtet. Auf der Grundlage dieser Einheit der Brüder hätte Gott die Elternposition beanspruchen können. Damit wäre ein Fundament geschaffen worden, um einen neuen Adam, den Messias, zu senden.

Dieses Muster der Versöhnung von Kain und Abel als Fundament für das Senden des Messias war Gottes gleichbleibendes Muster die gesamte Geschichte hindurch.

Beim ersten Mord der Menschheitsgeschichte tötete Kain jedoch seinen jüngeren Bruder Abel, anstatt ihn zu lieben. Kain fühlte denselben Neid Abel gegenüber, wie ihn Luzifer gegenüber Adam gefühlt hatte. Kain konnte dieses Gefühl nicht überwinden. Er konnte seinen Bruder nicht von Gottes Standpunkt aus sehen. Statt den Prozess des Falles umzukehren, wiederholte er ihn. Somit konnte Gott den Messias nicht zu Adams Familie schicken.

Es dauerte viele Generationen, bevor Gott wieder einen rechtschaffenen Mann gefunden hatte, dessen Familie mit der Aufgabe betraut werden konnte, das Versagen in Adams Familie umzukehren. Dieser Mann war Noach. Er errichtete ein Glaubensfundament, indem er Gottes Gebot gehorchte und nach genauen Anweisungen ein Schiff, die Arche, über eine lange Zeitperiode hinweg baute.

Mit Noachs Familie sollte ein neuer Anfang in der Geschichte der Menschheit gemacht werden. Nach dem Gericht durch die Sintflut hätten sich Noachs Söhne mit Noach vereinen und dadurch die Bedingung schaffen sollen, dass Gott den Messias senden konnte. Anstatt seinem vorbildhaften Vater gegenüber loyal zu sein, nahm jedoch Ham, der zweite Sohn Noachs, Anstoß an seinem Vater und hatte ihm gegenüber ein Gefühl der Scham. Zusätzlich brachte er sogar seine Brüder gegen ihren Vater auf. Noach war erzürnt über Hams Untreue (Gen 9,20-23). Weil Noachs Familie versagte, das Glaubensfundament Noachs zu ererben, wurde Gottes Vorsehung, den Messias zu senden, erneut verschoben und Gott musste einen neuen rechtschaffenen Mann und eine neue Familie finden, um die vergangenen Fehler wiedergutzumachen und ein Fundament für den Messias zu schaffen.

400 Jahre später wurde Abraham als solch ein rechtschaffener Mann von Gott gerufen. Gemäß der Heiligen Schrift folgte er dem Ruf, indem er sich von seiner gefallenen Umgebung, der Stadt Ur in Chaldäa, trennte und sich aufmachte zu einem neuen Land, das ihm versprochen wurde. Seine Frau Sara stellte bedingungsweise die Position Evas wieder her, als sie den Verführungen Pharaos, der den Erzengel repräsentierte, widerstand (Gen 12,10-20). Abraham jedoch versagte bei der Opferung der Tiere. Erneut stellte seine Frau die Position Evas wieder her, indem sie den Versuchungen des Königs Abimelech widerstand. Schließlich zeigte Abraham absoluten Glauben, als er Gottes Befehl gehorchte, seinen Sohn Isaak zu opfern. Isaak selbst kehrte das Versagen Hams um, indem er sich völlig mit seinem Vater vereinigte und sogar bereit war, sein Leben als Opfer darzubringen. Aber Gott verschonte Isaak, indem Er einen Engel sandte, um Isaak vor dem Tod zu retten (Gen 22,10-12).

Die Versöhnung von Isaaks Söhnen, Esau und Jakob, war ein providentieller Wendepunkt. Jakob, der jüngere Bruder, war ernsthaft darum bemüht, das Erstgeburtsrecht zu bekommen, und er kaufte es von Esau für ein Linsengericht. Später, als sein Vater im Sterben lag, half seine Mutter Rebekka Jakob, sich als sein Bruder auszugeben. Er brachte seinen Vater dazu, ihm den Segen zu geben, der dem Erstgeborenen zustand. Rebekka verstand Gottes Vorsehung und half ihrem zweiten Sohn, den Segen zu erhalten. Esau war außer sich vor Zorn und schwor, Jakob zu töten, aber mit Rebekkas Hilfe floh Jakob nach Haran. Nach 21 Jahren Knechtschaft in Haran trat er seinem Bruder gegenüber, der mit 400 Männern bewaffnet ankam. Durch sein aufrichtiges Darbringen von Geschenken und sein respektvolles Verbeugen vor Esau brachte Jakob das Herz von Esau zum Schmelzen und sie vereinigten sich schließlich unter Tränen. So stellten Esau und Jakob erfolgreich das Versagen von Kain und Abel wieder her. Mit aufopferungsvoller Liebe überwand Jakob den Hass seines Bruders. Indem er dem Groll Esaus (der als der Ältere in der Position Kains stand) ein Ende setzte, errichtete Jakob ein Muster für die Unterwerfung Satans und die Wiederherstellung von Gottes Herrschaft der Liebe.

Auf der Grundlage von Jakobs Sieg konnte Gott die Nachkommen von Abraham, Isaak und Jakob segnen, die eine Erblinie begründeten, die bis zu einem bestimmten Grad die himmlische Tradition des Lebens zum Wohl anderer verkörperte.

Durch Moses begann Gott Seine Vorsehung, das Nationale Fundament für den Messias zu errichten. Gott erzog die Israeliten und führte sie durch viele Prüfungen, um eine Nation auf Seiner Seite zu errichten. Er offenbarte ihnen, dass Er eines Tages den Messias senden würde, der eine Geschichte des Friedens und der Gerechtigkeit beginnen würde. Von da an sehnte sich Israel nach dem Kommen des Messias.

 

Jesus kam nicht, um verfolgt zu werden

Jesus Christus kam vor 2000 Jahren als der zweite Adam (der Apostel Paulus bezieht sich im 2.Kor 15,45 auf Jesus als den „letzten Adam“), um den Zweck der Wiederherstellung zu erfüllen und das Himmelreich auf Erden zu errichten.

Das Hauptanliegen von Gottes Vorbereitung war es, ein Glaubensfundament und ein substantielles Fundament in der Nation zu errichten, in der der Messias geboren werden würde. Nachdem die Israeliten aus der Gefangenschaft in Babylon zurückgekehrt waren, bereitete Gott das auserwählte Volk vor, indem Er das Judentum reformierte und erneuerte. Schließlich sandte Er den Propheten Maleachi, der den „Tag des Herrn“ prophezeite. Während einer Periode von 400 Jahren zeigten die Israeliten ihren Glauben, ausgerichtet auf das Gesetz und den Tempel, und warteten inständig auf den Messias.

Obwohl Gott Seine Anstrengungen auf die Vorbereitung der Nation Israel konzentrierte, bereitete er auch den Rest der Welt auf die Ankunft des Messias vor. Vor dem Kommen Jesu war das Römische Reich mit seinem ausgedehnten Netzwerk von Handelswegen errichtet worden. Das Römische Reich dehnte sich weit aus und kam mit den meisten anderen Zivilisationen in Berührung. Latein wurde in vielen Teilen des Römischen Imperiums gesprochen, so wie heute Englisch weit verbreitet ist. Mit diesem äußeren Fundament hätte sich die Lehre des Messias schnell von Israel nach Rom und von Rom in die ganze Welt verbreiten können.

Außerdem hatte Gott etwa vier Jahrhunderte vor Christus die Welt auch innerlich auf das Kommen des Messias vorbereitet. In Indien wies der Prinz Gautama Buddha alle weltlichen Annehmlichkeiten zurück und suchte nach dem wahren Weg des Lebens. Durch sein Vorbild und seine Lehre entwickelte sich der Buddhismus, der eine der einflussreichsten Religionen Asiens wurde. In China erschien Konfuzius und lehrte eine hochentwickelte Ethik auf der Grundlage des himmlischen Gesetzes. In Griechenland bemühten sich die großen klassischen Philosophen Sokrates, Plato und Aristoteles, einen Standard menschlicher Ethik und Erkenntnis zu errichten.

Auf diese Weise schuf Gott die Voraussetzungen für die Errichtung Seines Königreiches, über das Jesus so oft sprach. Christus sollte, wie in Jesaja beschrieben, der Herr der Herrlichkeit werden. Gott bereitete viele Menschen vor, um Jesus zu empfangen und ihm nachzufolgen. Jedoch gab Gott auch die Warnung, dass fehlender Glaube des israelitischen Volkes für Jesus viel Leid und Elend bedeuten würde.

Um das zu vermeiden, sandte Gott im Besonderen Johannes den Täufer, der kam, um den Weg des Herrn zu ebnen (Joh 1,23, Mal 3,1). Johannes führte ein asketisches, vorbildliches Leben, widmete sich Gott vollständig und errichtete dadurch das Glaubensfundament. Er sagte den Leuten: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Mt 3,2) Die Israeliten wussten, dass Johannes ein besonderer Prophet war. Sie hatten von den geistigen Phänomenen und Wundern gehört, die seine Geburt umgeben hatten. Manche dachten, dass er möglicherweise selbst der Messias sei oder Elias, der Prophet, dessen Rückkehr man in den Letzten Tagen erwartete. Weil er weithin respektiert wurde, war Johannes die ideale Person, um als eine Brücke zwischen Jesus und den Menschen zu fungieren.

Aber erfüllte Johannes der Täufer seine providentielle Verantwortung? Anfänglich legte Johannes Zeugnis davon ab, dass Jesus der Messias sei, als er sagte: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ (Joh 1,29) Jedoch gibt es in der Bibel keinen Bericht darüber, dass Johannes ein Jünger Jesu wurde oder für Jesus arbeitete. Stattdessen offenbart Mt 11,3, dass Johannes zu zweifeln begann, wer Jesus war, als er nämlich zwei seiner eigenen Jünger zu Jesus sandte, um ihn zu fragen: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“

Viele Israeliten glaubten an die Prophezeiung Maleachis, dass Elija zurückkehren würde, um den Messias anzukündigen. Als sie deshalb Jesus fragten, wo denn Elija sei, antwortete er: „Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er [Johannes] ist Elija, der wiederkommen soll.“ (Mt 11,14) Johannes verneinte jedoch, dass er Elija sei, und so stellte er die Israeliten vor die Wahl, entweder ihm oder Jesus zu glauben.

Johannes war eine höchst respektierte religiöse Person, während Jesus das uneheliche Kind eines armen Zimmermanns war. Ohne die Unterstützung von Johannes war es für das jüdische Volk sehr schwierig, Jesus zu glauben und ihm zu folgen. Deshalb war die Reaktion Jesu auf die Frage von Johannes eindeutig: „Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.“ (Mt 11,11)

Jesus forderte von Beginn seines öffentlichen Auftretens an die Leute dazu auf, dem zu glauben, den Gott gesandt hat (Joh 6,29). Jesus bat die Leute eindringlich, wenn sie schon nicht seinen Worten glaubten, so sollten sie wenigstens seinen Werken Glauben schenken, damit sie gerettet würden. Dennoch weigerten sie sich, Jesus zu glauben. Die Pharisäer sagten sogar, dass seine Macht, Wunder zu wirken, vom Teufel käme: „Nur mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, kann er die Dämonen austreiben.“ (Mt 12,24) Hätten die Menschen erkannt, wer Jesus wirklich war, hätten sie ihn bestimmt nicht zurückgewiesen. Der Apostel Paulus sagt im Brief an die Korinther: „Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt; denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.“ (1Kor 2,8) Wenn die Menschen Jesus als den Messias erkannt hätten, hätten sie ihn dann zurückgewiesen und verfolgt?

In Luk 19,41-42 wird über Jesus berichtet: „Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt! Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen.“

 

Erlösung durch das Kreuz

Als es klar wurde, dass es keine Möglichkeit mehr gab, um die Leute davon zu überzeugen, wer er wirklich war, entschloss sich Jesus, sein Leben als Sühneopfer für die Sünden der Welt hinzugeben.

Jesus ließ es nicht nur zu, dass er gekreuzigt wurde, sondern er betete sogar um Vergebung für diejenigen, die ihn kreuzigten. In dieser außergewöhnlichen Handlung offenbarte Jesus Gottes vergebendes und opferbereites Herz und schuf dadurch einen Bereich frei von Satans falscher und selbstsüchtiger Liebe.

Das Leben Jesu und sein Opfertod sind Zeugnis für die Kraft von wahrer, bedingungsloser Liebe. Bis zum Kommen Jesu war es üblich, dass Ungerechtigkeit nach dem Motto „Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn“ bestraft oder gerächt wurde. Jesus hingegen zeigte, dass Gott kein Gott der Rache ist, sondern dass Er ein elterlicher und vergebender Gott ist, der Seine Kinder trotz ihrer Sünden liebt.

Der Tod Jesu am Kreuz war das tragische Resultat des Versagens seiner Zeitgenossen, den Willen Gottes zu tun. Jesus jedoch blieb Gott völlig treu. Konfrontiert mit dem Unglauben der Menschen, entschied er sich, sein Leben zu opfern. Dieses höchste Opfer war ein Sieg der wahren Liebe, ein Sieg des Geistes. Als Resultat können alle Menschen durch Glauben vor Gott gerechtfertigt werden, was sie befähigt, auf eine höhere geistige Ebene zu gelangen. Jedoch muss die Menschheit noch immer auf den Herrn der Wiederkunft warten, der kommt, um alle Sünden auszumerzen und schließlich das Reich Gottes auf Erden zu errichten.

Jesus hätte der Herr der Herrlichkeit werden sollen, starb aber als der Herr des Leidens. Um zu verstehen, dass die Kreuzigung Jesu kein notwendiges Element in Gottes Erlösungsplan war, müssen wir uns fragen, was das Resultat gewesen wäre, wenn die Menschen zu jener Zeit Jesu Anweisungen gefolgt wären. Hätte es bedeutet, dass Gottes Plan zunichte gemacht worden wäre, wenn die Menschen an Jesus geglaubt hätten und ihm gefolgt wären? Natürlich nicht. Der Wille Gottes wäre in vollem Umfang erfüllt worden. Jesu Gebet im Garten Getsemani: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber“(Mt 26,39), offenbart, dass sein Tod am Kreuz nicht der wünschenswerteste Kurs war. Jesus betete verzweifelt, dass Gott ihn am Leben lassen möge, damit er seine Mission weiterverfolgen und die Herzen der Menschen soweit ändern könnte, dass sie ihn akzeptierten. Jesus verstand, dass die Zurückweisung seitens der Menschen ihn daran hindern würde, das Himmelreich auf Erden zu errichten. Es ist daher nicht überraschend, dass er so hart über Judas Iskariot, seinen Verräter, sprach: „Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.“ (Mt 26,24)

Wäre Jesus angenommen worden, hätte es keine Notwendigkeit für ein zweites Kommen des Messias gegeben, ein Ereignis, das im Alten Testament nirgendwo vorausgesagt wird. Vor seiner Kreuzigung sagte Jesus: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ (Joh 16,12) Er sagte auch: „Wenn ich zu euch über irdische Dinge gesprochen habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch über himmlische Dinge spreche?“ (Joh 3,12) Er fügte hinzu: „Dies habe ich in verhüllter Rede zu euch gesagt; es kommt die Stunde, in der ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch spreche, sondern euch offen den Vater verkünden werde.“ (Joh 16,25) Auch wenn der mangelnde Glaube zur Zeit Jesu dies damals verhinderte, wird die klare Wahrheit, von der er sprach, zur Zeit der Wiederkunft offenbart.

 

Vorbereitung für die Wiederkunft Christi

Weder Gottes Prinzip noch Sein Ziel, eine Welt der wahren Liebe, das Reich Gottes auf Erden, zu errichten, ändern sich.

Nach Jesu Tod und Auferstehung begann Gott, durch die Nachfolger Jesu, die Christen, zu wirken, um Vorbereitungen für das zweite Kommen des Messias zu treffen. Das Christentum begann mit den 12 Aposteln und 70 Jüngern Jesu. 400 Jahre lang gingen die Christen durch einen Leidenskurs ähnlich wie die Israeliten in Ägypten. Trotz der heftigen Verfolgung gaben die Christen ihren Glauben nicht auf. Im Gegenteil, ihr Glaube vertiefte sich und sie wurden zu hingebungsvollen Gläubigen, die beseelt davon waren, Jesu Lehren zu verbreiten.

Das Resultat ihrer Beständigkeit war, dass Kaiser Theodosius im Jahr 392 das Christentum zur Staatsreligion Roms erklärte. Das war ein gewaltiger Sieg. Aber damit Christus wiederkehren konnte, musste das Christentum auf weltweiter Ebene verbreitet werden. Dieses globale Fundament war notwendig, weil in der Zwischenzeit politische, wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen jenseits der nationalen Ebene errichtet waren. Nachdem sie vom Römischen Reich angenommen worden war, dehnte die christliche Kirche allmählich ihren Einfluss auch auf andere Teile der Welt aus. Aber wie in der Periode des Alten Testaments gab es seitens der Schlüsselfiguren viele Versagen, die weitere Verzögerungen in der Vorsehung Gottes verursachten. Mangelhaftes Verständnis der Lehren Jesu und unzureichende Liebe führten zu Trennungen und Spaltungen unter Christen entlang kultureller, rassischer und nationaler Grenzen.

Das Christentum durchlief ein historisches Muster, vergleichbar mit dem Kurs der Israeliten. Die Zeit der Verfolgung unter Rom weist Parallelen mit der Zeit der Sklaverei der Israeliten in Ägypten auf. Die Periode zwischen dem Fall Roms und der Krönung von Karl dem Großen hat ihre Parallele in der Periode der Richter in Israel. Das karolingische Reich ähnelt dem vereinten Israel unter Saul, David und Salomon, gefolgt von Jahren der Trennung und des Konflikts sowohl in Israel als auch im Christentum. Das 70 Jahre dauernde Exil der Israeliten in Babylon findet seine Parallele in dem von Korruption gezeichneten Papsttum, das 70 Jahre lang das Exil in Avignon erdulden musste.

Während des Mittelalters gewann die katholische Kirche enorme Macht und Reichtum, stagnierte dann leider spirituell und wurde sehr einengend. Die Korruption der Kirche in der Renaissance war gegen Gottes Willen und der sich entwickelnde Geist und Intellekt der Christen führten zu Rufen nach drastischen Reformen. Dies resultierte in der Reformation im 16. Jahrhundert, welche ihre Parallele in der Erneuerung des Judaismus 400 Jahre vor Jesu Geburt hat.

Die christliche Geschichte hat die Zeitperioden der biblischen Geschichte Israels auf der weltweiten Ebene wiederholt. Das Göttliche Prinzip lehrt, dass sich die Geschichte gemäß der göttlichen Vorsehung der Wiederherstellung entwickelt hat, um die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und das Fundament für die Wiederkunft zu legen. Diese neue Grundlage wurde im 20. Jahrhundert vollendet.