X. Apokalyptisches Denken

X. Apokalyptisches Denken

Nach dem Ersten und mehr noch nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Christenheit eine Wiederbelebung des apokalyptischen Denkens und der eschatologischen Hoffnung. Die Vereinigungstheologie fordert die Christen heraus, sich auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten. Wir wiederholen die Botschaft Jesu: „Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“

Man braucht nicht besonders hervorzuheben, dass es zahlreiche Kritiken an der Ankündigung der „Göttlichen Prinzipien“ von der unmittelbar bevorstehenden Ankunft des Messias gegeben hat.

Diese Kritik kam von den Fundamentalisten, die sagen, wir leugneten ab, dass Jesus schon das Werk der Erlösung vollbracht hat. Kritik kommt auch von den Kirchenleuten, die glauben, dass das Reich schon verwirklicht sei in der sakramentalen Gnade, die durch den Sühnetod Jesu Christi ermöglicht wurde. Und schließlich kommt Kritik von denen, die ableugnen, dass wir Oberhaupt jemals das Kommen des Reiches Gottes erwarten können.

Viele hingebungsvolle Christen scheinen sich jedoch zu erregen. Sie empfinden, dass wir, weil wir für den Messias, der kommen soll, beten und arbeiten, das Werk von Jesus von Nazareth herabsetzen. Dies bestreiten wir. Wie könnte man die zahlreichen Beiträge Jesu zur geistigen Bereicherung der Menschheit übersehen?

Wenn Sie in die Kirchengeschichte zurückblicken, werden sie entdecken, dass nahezu jeder Gründer einer neuen Bewegung im Christentum als Antichrist denunziert wurde. Untersuchen Sie jedoch die Standard-Kommentare der Gelehrten zum Buch der Offenbarung, dann werden Sie finden, dass jüdische und christliche apokalyptische Literatur den Antichrist als unterdrückerische, politische Macht identifiziert, die versucht, den Thron Gottes an sich zu reißen. Die jüdische Apokalyptik lehrt, dass „der Gräuel des Elends“ („the abomination of desolation“) jemand sein wird wie der Eroberer Antiochus Epiphanes, der den Tempel entwürdigte und ein Schwein auf dem Altar des Berges Zion opferte. Dagegen identifizieren die christlichen Apokalypsen den Antichrist mit römischen Imperatoren wie Nero, Caligula oder Domitian, die die Heiligen verfolgten und beanspruchten, selbst ein Gott zu sein.

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